Genauigkeit der SHT35-Sensoren (WH32/31_EP)

Für Geräte von froggit
Lars
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Genauigkeit der SHT35-Sensoren (WH32/31_EP)

#1

Beitrag von Lars »

Hallo in die Runde,

ich wollte mal hierzu ein Thema eröffnen, weil ich darüber bisher wenig im Netz dazu gefunden habe. Es geht um die Genauigkeit der SHT35-Sensoren, die ja in den WH32/31_EP verbaut sind. Ich kenne die Sensirion-Teile schon seit 20 Jahren (damals noch SHT15 als Vorgängermodell) und hatte sie sogar lange Zeit in modifizierten ASH2000-Sensoren meiner alten WS2500 verbaut. Und trotzdem war ich nie so ganz überzeugt von der postulierten Genauigkeit in den Datenblättern.

Was die Temperatur betrifft, so sind die Sensoren wirklich top. Zwei WH32_EP zeigen beide eine 0,0 K Differenz verglichen mit einem GTH175-Refeferenzgerät. Da gibts nichts zu meckern! Was die Feuchte betrifft, sieht die Sache allerdings anders aus. Da ich in der Vergangenheit gerne meine Feuchtesensoren mittels gesättigter Salzlösung kalibriert hatte, habe ich auch die WH32er mal in eine luftdicht verschlossene Box über gesättigter Salzlösung platziert.
Dafür nutze ich reines Salz aus dem Chemiehandel, vorzugsweise Magnesiumchlorid, Natriumchlorid und Kaliumsulfat, so dass sich in der Box Sollwerte von 33%, 75% und 97% bei 25° Zimmertemperatur einstellen sollen.

Dabei kam raus: Wirklich gute Ergebnisse bringen die SHT35-Sensoren (wie alle Sensirions übrigens auch...) nur im hohen Feuchtebereich. Bereits bei Natriumchlorid blieb der Wert nach über 18 h Wartezeit bei 78% hängen, was schon eine extreme Ausreizung der Toleranzgrenze von +/-2% bedeutet.
Bei Magnesiumchlorid (33%) sieht es noch düsterer aus...hier blieb die Anzeige bei 39% bis 40% stehen, was also gut 7% über dem Sollwert ist. Da ich zunächst eine "Gurke" als Sensor befürchtete, hatte ich mir noch einen nachbestellt...mit genau dem gleichen Ergebnis. Schon damals bei den früheren SHT-Modellen war mir diese Diskrepanz aufgefallen...aber anscheinend hat sich da nochts geändert.

Jetzt könnte man sagen, die Präzision zwischen den einzelnen Sensoren ist sehr gut, da deren Werte nahzu identisch sind. Dies ist aber nicht gleichzusetzen mit der tatsächlichen Genauigkeit zum Realwert, mit der sich die Hersteller schmücken. Mein Gedanke war auch: Vielleicht mach ich ja was falsch...trotz jahrelangem Praktzieren mit den Salzlösungen. Also hab ich noch mein altes GFTH200 von Greisinger als Regferenzgerät mit rein gepackt und da passte es mit den Sollwerten ziemlich gut.

Bin da echt verunsichert, was ich da mit den Herstellerangaben anfangen soll.
Mich würde mal interessieren ob jemand schon ähnliche Erfahrungen gemacht hat oder vielleicht sogar unter Laborbedingungen die Sensoren testen konnte. Hoffe auf eine rege Diskussion.

Gruß Lars
lenti
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Re: Genauigkeit der SHT35-Sensoren (WH32/31_EP)

#2

Beitrag von lenti »

Kann ich nur bestätigen. T und Feuchte bei hohen Werten passen. Bei niedrigen Feuchten sind die Werte zu hoch. Dadurch ergeben sich auch zu hohe Taupunkte, die dann im Vergleich zu den umliegenden DWD-Stationen gerne mal 2K höher liegen.

Die Sensirions in der Davis VP2 sind sogar noch ungenauer. Da wird dann aus 33% bei der DWD-Station und 39% an der WH32_EP durchaus knapp 50% an der Davis. Sensirion verspricht Genauigkeiten, die einfach nicht eingehalten werden. Dass es da noch nichts besseres gibt von anderer Seite.
achim
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Re: Genauigkeit der SHT35-Sensoren (WH32/31_EP)

#3

Beitrag von achim »

Interessantes Thema,
habe auch mehrere Sensoren mit Feuchtemessung ausprobiert. Unter anderem SHT15, DHT22, BME280.
Alle diese Sensoren zeigten unter gleichen Bedingungen andere Werte an. Es gab sogar erhebliche Abweichungen
, die über 10% lagen. Meines Erachtens sind die genauesten immer noch die analogen Haarhygrometer. Den Feuchtewert
meiner Davis Station habe ich den lokalen Profi Wetterstationen (Flughafen etc)angepasst. Man kann in diesen Preislagen
eben nichts anderes erwarten.
dc3yc
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Re: Genauigkeit der SHT35-Sensoren (WH32/31_EP)

#4

Beitrag von dc3yc »

Also eure Abweichungen kann ich so nicht bestätigen. Ich verwende auch noch Lithiumchlorid für 11%rH und das passt eigentlich recht gut. Ich habe allerdings auch den offenen Sensor in der Messkammer und nicht noch ein weiteres Schutzgehäuse. Die Sensirion-Sensoren verwende ich schon seit dem SHT75 in meinen ASH2000-Nachbauten und bin immer innerhalb der angegebenen Toleranzen. Was anderes ist es natürlich, wenn man sich Module aus China bestellt, denn da sind nicht die originalen schweizer Teile, sondern chinesische Nachbauten (AHT..) drin. Vielleicht ja auch bei den WH-Sensoren?
Was man aber ab und zu machen sollte, ist die Sensoren zu konditionieren, wie im Datenblatt beschrieben. Dafür haben die extra ein Heizelement eingebaut (siehe Punkt 4.9 des SHT4x Datenblatts). Aber ob das die Wetterstationssensoren automatisch machen, müsste man mal beim Hersteller nachfragen.
Lars
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Re: Genauigkeit der SHT35-Sensoren (WH32/31_EP)

#5

Beitrag von Lars »

Erst einmal danke für euer Feedback. Zumindest schein ich mit dem Problem nicht allein zu sein. Die Sache mit dem Chinaklon ist ein interessanter Punkt. Das hatte ich gar nicht auf der Rechnung, denn wenn Ecowitt den Sensor als SHT35 ausweist dann sollte man auch meinen, dass ein solcher auch drinne ist. Leider erkenne ich auf dem Sensor keine Bezeichnung.
Ist auch schwer vorstellbar dass ein renomiertes Unternehmen wie Sensirion bewusst bei den Genauigkeitsangaben trickst.

Gruß Lars
mitschke
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Re: Genauigkeit der SHT35-Sensoren (WH32/31_EP)

#6

Beitrag von mitschke »

Hallo, ich habe eine Reihe von SHT30, SHT 31 und SHT 35, von denen ich annehmen muss, dass es sich um Chinaklone handelt. Was ich beobachtet habe, dass es einen massiven Unterschied bei den Messwerten für die Luftfeuchtigkeit gibt, zumindest im oberen Viertel, wenn man die Sensoren in einem Gehäuse betreibt oder "Cabrio" fährt. Da zeigt der Cabriosensor bei beginnendem Nebel realistische 99% an, im Gehäuse geht er auch nach Stunden nicht über 95%. Entfernt man das Gehäuse, gleichen sich die Werte an, wobei sich beide in meiner Thermometerhütte befinden.
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meteoman
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Re: Genauigkeit der SHT35-Sensoren (WH32/31_EP)

#7

Beitrag von meteoman »

Hallo,
das mit der Ungenauigkeit kann ich nur bestätigen. Der Sensor der Davis Vantage Pro zeigt aktuell eine Temperatur von 13,4°C an und einen Taupunkt von 6°C. Der Vergleich mit meinem H560 von Dostmann electronic (da ist übrigens auch ein Sensor der Firma Sensirion SHT 45 verbaut) zeigt eine Temperatur von 13,6°C und einen Taupunkt von 4°C, welcher ich mit einem Psychrometer von Assmann überprüft habe. Der Taupunkt stimmt exakt. Und auch die Temperatur ist identisch mit dem Dostmann Gerät. Auch im oberen Fecuhte Bereich, genau dasselbe: Davis zeigt 95% , H560 99,9%. Man darf sich nicht wundern. Auf dem Sensor der Davis steht auch Made in Taiwan.
dc3yc
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Re: Genauigkeit der SHT35-Sensoren (WH32/31_EP)

#8

Beitrag von dc3yc »

Wobei ich dem Davis die 95%rH eher traue als die 99.9%. Da müsste es schon im Wasser stehen. Und auch der SHT35 hat über 90%rH +-3% Toleranz.
mitschke
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Re: Genauigkeit der SHT35-Sensoren (WH32/31_EP)

#9

Beitrag von mitschke »

Naja im Wasser stehen ist wohl übertrieben. Aber befindet sich der Sensor im Nebel und kühlt es weiter ab, so herrscht dort schon per Definition eine Luftfeuchtigkeit von 100%.
Lars
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Re: Genauigkeit der SHT35-Sensoren (WH32/31_EP)

#10

Beitrag von Lars »

Die Frage, die sich mir nun stellt: Könnte man so einen Sensor, auch wenn es nur ein Klon ist, einfach ersetzen, z. B. durch einen Original SHT45 oder würde das furchtbar schief gehen?

Gruß Lars
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