Windmesser WS68 - Frage zur Genauigkeit der Böenmessung

Für Geräte von froggit
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olicat
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Re: Windmesser WS68 - Frage zur Genauigkeit der Böenmessung

#11

Beitrag von olicat »

Hi!

Ich setze den WS68 leider nicht ein und habe daher keine eigenen Erfahrungen damit. Deine Erfahrungen mit dem Senden der max. Boee eine Minute lang überraschen mich - das entspricht zumindest nicht meiner Logik, wie die Konsole das machen sollte. Hattest Du zufaellig bei Deinen Versuchen einen Sendeintervall zum custom server von 60 Sekunden eingestellt? Ich wuerde auch einen 1-Sekunden-Takt erwarten.
Womoeglich stimmt aber meine Annahme, der WS68 wuerde sich wie der WH65/WS69 verhalten, nicht.
Leider hat Ecowitt bisher noch nicht auf meine Anfrage zur Windberechnung des WS68 geantwortet, daher tappe ich da nun im Dunkeln.

Du solltest aber zumindest die eingehenden Daten in Rohform auf Deinem Server abspeichern - denn dann koenntest Du im Nachhinein nachschauen, was tatsaechlich von der Konsole gesendet wurde. Und somit etwaig selbst produzierte Fehler bei Mittelwertsberechnungen etc. ausschliessen.

Sofern die Konsole nicht neugestartet wurde (oder neugestartet hat) sollte der im WSView Plus angezeigte Tages-Max-Wert auch in keinen Sendungen via custom server ueberschritten werden.

BTW:
Sendet die Konsole zusaetzlich auch zu Ecowitt.net oder einen anderen Dienst? Dann koenntest Du die Winddaten auch dort mal pruefen.

Oliver
Zuletzt geändert von olicat am 19 Jan 2023, 09:46, insgesamt 1-mal geändert.
fankyy
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Re: Windmesser WS68 - Frage zur Genauigkeit der Böenmessung

#12

Beitrag von fankyy »

Der WS68 ist bisher so ziemlich das realistischste Anemometer von Ecowitt, bzw. im Hobby Bereich überhaupt, abgesehen von Peet Bros Ultimeter und Windmaster2 Handwindmessern etc.

Die WH65/WS69 sind je nach Windrichtung konstruktionsbedingt lahme gurken und die Messkurve dann in etwa vergleichbar mit ner Davis VP2. Ich kenne die DWD Hardware und Anemometer-Logger Konfiguration nicht, aber verglichen mit den Lambrecht Anemometern, welche Meteoschweiz einsetzt, hinken die Davis Anemometer (auch die offiziell von meteocentrale bzw. meteomedia/dnt aufgestellten) immer etwas hinterher (es sei denn, die MC Station steht windgünstiger).

Sei froh, hast du keine WS90 aufgestellt, in meinen Tests liefert die relativ oft 40% höhere Böenwerte als eine Davis, was dann auch wieder zuviel des guten ist, meiner Meinung nach. Ich vergleiche nun schon eine Weile WH65/1080/WS68/WS80/WS90 an mehreren Standorten und die Faktoren sind oft wie folgt, wenn man eine Davis VP2 als "Referenz" (was sie meiner Meinung nach zwar nicht unbedingt sein sollte) nimmt:

WS90: /.6
WS80: /.7 (mit der vorletzten Firmware v1.2.1)
Windmaster2: /.8
WS68: /.88
WH1080/2315: /.92
WH65: ~ /.95

Gilt für Windrichtung West. Bei Windrichtung Süd (SSO-SSW) setzt zunehmend die Firmwarekorrektur des VP2 Anemometers ein, welche den Montagebügel ausgleichen soll (ca 10-20% +) und damit dann eher mit einer MS Station oder dem Windmaster2 vergleichbar wird, oder eben auch mit dem WS68. Es sei denn, der Mast/Bügel bremst tatsächlich mal, kommt auch vor.

Beim letzten Sturm vom 15.1. sah das an einem meiner Standorten wie folgt aus:

WS90: 128.5 km/h
WS68: 91.7 km/h
WH1080: 82.1 km/h
WH1080SE: 79.4 km/h (Kombi-Instrument mit selbem Intervall)
VP2: 72.4 km/h

Und an einem anderen Standort:
WS80: 112.7 km/h
VP2: 78.9 km/h

78.9 /.7 = 112.7 km/h, geht in diesem Beispiel gerade besonders gut auf. Bei der WS80 gibt es jedoch eine neuere Firmware, welche die schnellste Böe innerhalb der 4.8s verwirft. Bei dieser wäre die Differenz sicherlich kleiner, aber bei Regen (Ultraschall Signal säuft häufig etwas ab) dann wohl zu tief.

Meine Sensor Aufstellung hatte ich hier mal in einem anderen Thread vorgestellt, eine live Übersicht findest du auf http://meteo.fankyy.ch/test/plotcomp_se3.html als Beispiel. Kann nur jedem empfehlen selbst ein paar verschiedene Sensoren aufzustellen und zu vergleichen, aber wahrscheinlich hätte man sogar bei 2 baugleichen Modellen selten das selbe Ergebnis, da es für die Windmessung einfach zuviele Faktoren gibt (müsste auf die millisekunde genau gleichzeitig sampeln, Lagerung, kleinste Turbulenzen oder "breite" der Böenwelle, etc.). Daher kann man auch nicht einfach einen Korrekturfaktor zwischen den Modellen verwenden, da es immer etwas variiert. Meine oben genannten kommen aber sehr oft hin, so als Richtwert aus West. Allerdings gibts wie gesagt, beim WS68 nichts zu korrigieren, es sei denn etwas würde in Richtung des Schalensterns kanalisieren (zB Mast zu nahe etc.). Windmessung ist oft komplexer, als man denkt.

Auch kann ich jedem empfehlen, das Signal zusätzlich mit einem SDR Stick (am besten mit R820T2 chip, anpassbarer Antennenlänge und autogain/autolevel präfix) abzufangen und z.B. mit weewx und dem weewx-sdr Treiber auf einem Raspberry aufzuzeichnen. Mittels rtl_433 kann man auch analysieren, welche Werte genau der Sensor sendet und welche nicht, und man hat einen langfristigen Vergleich, ob auch wirklich alle Pakete beim GW/Konsole ankommen (umgekehrt natürlich auch). Alternativ einen etwas versetzt positionierten 2. GW. Oder auch beides.
fankyy
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Re: Windmesser WS68 - Frage zur Genauigkeit der Böenmessung

#13

Beitrag von fankyy »

Nachtrag: Damit will ich nicht sagen, dass die anderen Anemometer / Wetterstationen "schlechter" oder das WS68 "perfekt" sei (z.B. ist das alte WH1080 Anemometer bei wenig Wind etwas leichtgängiger, bzw. spricht schneller an, allerdings hat man dort einen störenden Kunststoffbügel und Windrichtungsgeber auf selber Höhe).

Gerade die WS80 ist eine sehr kompakte, preiswerte und tolle Station, solange sie funktioniert (solange kein horizontaler Starkregen wie z.B. bei einem Gewittersturm das Ultraschall-Signal abbremst) und die Funkreichweite ist auch gut. Mit diesem Sensor hat man gerade in Bodennähe durchaus passable Böenwerte, ohne sie in luftiger Höhe aufstellen zu müssen. Man misst halt am Ende immer das, was beim Anemometer in der entsprechenden Sampling-Zeit ankommt, kombiniert mit dem Ansprechverhalten/Messmethodik und der entsprechenden Messkurve des Anemometers, sowie den Gegebenheiten durch die Montage. Ein Dach z.B. kann je nachdem bremsen oder die vertikale Windrichtung beeinflussen, aber auch Turbulenzen begünstigen oder kanalisieren, je mehr Abstand desto besser, allerdings ist man dann irgendwann höher als der WMO Standard vorgibt.

Wenn die WS90 den Böenpeak während der paar wenigen Millisekunden, welche sie alle 2 Sekunden sampelt (z.B. alle 2 Sekunden werden 20ms am Stück "gemessen"), perfekt erwischt, ev. noch etwas vertikale Turbulenzen drin sind und einen entsprechend hohen Wert sendet, wird dieser für genau diese 20ms und die entsprechende Messmethodik schon stimmen, so wie auch der z.B. deutlich tiefere Wert des VP2 Anemometers, welcher die Böe ganze 2.25s am Stück sampelt und alle 2.5s sendet, (also 0.25s auslässt) kombiniert mit dem zäheren Ansprechverhalten, sowie der eher zurückhaltenden Messkurve (je nach Windrichtung). Der WS68 mit dem fortlaufenden 1s Sampling ist da etwas dazwischen und mmn. am brauchbarsten. Bei der WH65 wird wohl die schwergängigere Lagerung und/oder der ganze drumherum-Bau, oder aber eine anders kalibrierte Messkurve, die tieferen Werte erklären.

Diesen genauen Gegebenheiten entsprechend "stimmen" alle, nur macht es halt einen Vergleich zwischen verschiedenen Standorten umso schwieriger; selbst auf der Ecowitt Karte ist meist kaum erkennbar, um welchen Stationstyp/Anemometer es sich handelt (Abgesehen von der Batterie-Info, falls Publiziert) - nebst dem, dass man natürlich nie so genau weiss, wie eine Station wirklich aufgestellt ist, solange keine Bilder etc. vorhanden sind oder man den Standort nicht kennt.
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Wetterfrosch
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Re: Windmesser WS68 - Frage zur Genauigkeit der Böenmessung

#14

Beitrag von Wetterfrosch »

Hallo,

deine Ausführungen bzgl. WS68 decken sich somit mit meinen Beobachtungen.
Ich betreibe mittlerweile 3 Stationen:

1. meine erste und somit Uraltstation WH1080 mit Windmesser auf auf dem Dach in 10m Höhe und 2m über First (Temperatur- und Regenmesserkabel verlängert und somit diese 2 Sensoren komplett von der Windeinheit "abgekoppelt" und an einem anderen Standort platziert)
2. eine Bresser 6 in 1 mit Kombisensor, der ebenso auf dem Dach steht in 7m Höhe und 1,5m über First (den Temperatursensor habe ich ausgebaut und mittels Kabel verlängert und in 2m Höhe platziert)
3. und jetzt als neuste Station eben die GW1012 welche völlig frei auf einem Segelfluggelände und der Windmesser am dortigen Winsackmast in 8m Höhe sich befindet.

Von der Böenerfassung ist eindeutig der WS68 in diesem Vergleich der Beste, wobei auch die anderen 2 Stationen rel. gute Böenwerte liefern.
Mir war eben nur die Böe > 100km/h etwas suspekt, denn solche Böenwerte haben wir hier in unserer Region eigentlich nur ganz selten und wurden von meinen anderen 2 Stationen bisher auch noch nie verzeichnet und wenn solche Böen auftreten können, dann nur bei einer richtigen heftigen Sturmlage und wir hatten zwar an jenem Tag auf den Schwarzwaldgipfeln Böen bis zur Orkanstärke, doch hier unten im Flachland war es eher human und die Wetterwarnungen des DWD ging auch nur von Böen bis 70km/h aus.
Aber wie gesagt, die Station und der Standort ist neu und der Standort ist schon absolut klasse, da eigentlich so gut wie alles nach DWD Norm sogar passen würde und er völlig frei und leicht exponiert liegt, weit und breit keine Bebauung und nur Wiese und Feld drumherum.
Somit werde ich an jenem Standort definitiv die höchsten Böen messen werden und wie gesagt bis auf die einzelne > 100er Böe, sind aktuell auch alle Windmesswerte plausiebel, vielleicht hat die > 100er Böe ja doch gestimmt.
mitschke
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Re: Windmesser WS68 - Frage zur Genauigkeit der Böenmessung

#15

Beitrag von mitschke »

Nachdem meinem Nachbarn gerade das Dach weggeflogen ist, und der WS90 93km/h gemessen hat und der WS68 103km/h, glaube ich eher dem WS68.
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Gyvate
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Re: Windmesser WS68 - Frage zur Genauigkeit der Böenmessung

#16

Beitrag von Gyvate »

ich habe einen WS80 und einen WS68 quasi nebeneinander montiert - so weit horizontal entfernt, dass sie einander nicht ins Gehege kommen. Ca. 15 m über Grund.
Heute nacht hatte es tüchtig gefegt - und mein WS80 mass 70,2 km/h Böenspitzenwert und der WS68 mass 71,6 km/h.
Ein zweiter WS80, der ca. 3-4 m tiefer "sitzt", mass zur gleichen Zeit 69,5 km/h.
Also bei mir gibt sich das nichts.

Es gibt in den letzten zwei Monaten bei mir mehrere kräftigere Windereignisse, und die Messungen lagen recht nahe beieinander. Um jetzt zu bestimmen, welcher von beiden (oder dreien) "Recht hat" (oder "Rechter" hat ;) ) , bräuchte man ein viertes, unabhängiges, geeichtes Anemometer.
Das ist mir aber bei diesen Größenordnungen nicht die Mühe Wert. +/- 5 km/h sind für mich OK. 8-)
Ecowitt WS2320E,HP2553,HP3501,GW2001,GW1100, GW1000,WH2650,WN1910,WN1980, Meteobridge RPi4B-2GB/(16)32GB SLC 3165, Weewx 4.5.1/4.10.2, CumulusMX 3.28.4 b3282, Barani MeteoShield Pro, MetSpecRad02, Personal Weather Tablet(PWT) - http://meshka.eu
mitschke
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Re: Windmesser WS68 - Frage zur Genauigkeit der Böenmessung

#17

Beitrag von mitschke »

Nachts, bei starkem Regen:

LaCrosse28xx: 86km/h
WS90: 72km/h
WS68 110,2km/h

Die Schäden ringsum (insbesondere das fehlende Dach meines Nachbarn) lassen mich an den Werten der WS90 zweifeln.

Der Windmesser der LaCrosse hat seit ein paar Minuten auch nur mehr zwei von drei Schaufeln (und misst immer noch stärkere Böen als die WS90)

Montagesituation 13m über Grund und 5m über dem Dachfirst
Windmast.jpg
Windmast.jpg (94.09 KiB) 289 mal betrachtet
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Gyvate
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Re: Windmesser WS68 - Frage zur Genauigkeit der Böenmessung

#18

Beitrag von Gyvate »

mitschke hat geschrieben: 22 Dez 2023, 19:53 ...
Die Schäden ringsum (insbesondere das fehlende Dach meines Nachbarn) lassen mich an den Werten der WS90 zweifeln.
wenn das generell so ist, braucht der WS90 in diesem Setup vielleicht einen "Kalibrierungsfaktor" (besser Korrekturfaktor) > 1.0.
Ich würde mal damit arbeiten und sehen, ob er sich damit den anderen annähert.
Ecowitt WS2320E,HP2553,HP3501,GW2001,GW1100, GW1000,WH2650,WN1910,WN1980, Meteobridge RPi4B-2GB/(16)32GB SLC 3165, Weewx 4.5.1/4.10.2, CumulusMX 3.28.4 b3282, Barani MeteoShield Pro, MetSpecRad02, Personal Weather Tablet(PWT) - http://meshka.eu
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Re: Windmesser WS68 - Frage zur Genauigkeit der Böenmessung

#19

Beitrag von mitschke »

Eher mal ein FW-Update und dann weiter sehen. Ich glaub ja eher an einen prinzipbedingten Fehler. Der WS90 misst einfach nicht kontinuerlich. Aber wer weiß. Wer misst, misst Mist.
mitschke
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Re: Windmesser WS68 - Frage zur Genauigkeit der Böenmessung

#20

Beitrag von mitschke »

Mittlerweile sind wir bei 138km/h, der Windmast steht 30° schief, da ist wohl ein Dachsparrenhalter gebrochen. Teile meiner PV Anlage haben das nicht überstanden und der WS40 hat sich auch zerlegt. Bin gespannt, ob ich den Trichter noch finde.
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